Verbandsgeschichte

Verbandsgeschichte des BBV


Gründung und Aufbau des BBV 

Auf Grund eines Aufrufes in der "B.Z. am Mittag" fanden sich am 24. Mai 1919 im Pschorr Bräu in der Friedrichstraße eine Anzahl Boxbegeisterter der Vereine SV Astoria, BSC Berlin, Boxing-Club Berlin 1913, ein Vertreter des DASV v. 1891 (Schwerathletik-Verband) und ein Vertreter des Arbeiter-Sport-Kartells und der Profimanager Heinemann zwecks Bildung einer Boxsport-Arbeitsgemeinschaft ein. In weiteren Besprechungen verständigte man sich darüber, dass nur eine Spezialorganisation der Amateurboxer in Frage kommen könne, unter Ausschaltung aller politischen, religiösen und beruflichen Ziele. Am 1. Juni 1919 wurde dann auf Antrag von Leonhard Mandlar in Blechschmidts Diele am Schlesischen Tor der Berliner Box-Verband gegründet. 

Bereits im Januar 1920 wurden die ersten Berliner Meisterschaften ausgeschrieben und durchgeführt. Es folgte Pionierarbeit der Verbandsvorstandsmitglieder. Die Entwicklung des BBV vollzog sich dann ziemlich rasant. 1919 waren es vier Vereine, 1921 bereits 24 Vereine, 1923 stieg die Zahl auf 43, 1924 auf 54, Im Jahre 1929 hatte der BBV 68 Vereine. Seit 1924 führte der BBV die Bezeichnung "Brandenburgischer Box-Verband". 1933 ging der kommunale Vereinssport in der Nazizeit zu Bruch. Es wurden in der Mark Gaue gebildet und polittreue Gauwarte als Leitung eingesetzt. Nach Ende des 2. Weltkrieges war in Berlin das Vereinswesen und somit auch der Boxsport verboten. 

 

Nachkriegszeit 

Nach den Kriegswirren versuchte der Verbandsgründer Leonhard Mandlar mit einigen alten Kameraden die Anerkennung des Boxens durchzusetzen. Eines Tages bildeten sich zwei Zweckgymnastikgruppen, die nichts anderes taten als das Boxen zu betreiben. In Neukölln der SC Neukölln und im Wedding SV Astoria, der älteste Boxverein Deutschlands. Nachdem sich im November 1948 nach öffentlichem Aufruf im RIAS-Sendesaal eine Arbeitsausschuss Boxen gebildet hatte, veranstaltete Astoria zwei Großveranstaltungen im Corso-Theater, die ausverkauft waren. Nun konnten Vereine Anträge auf Zulassung stellen und machten regen Gebrauch davon. Viele Vereine erwachten im Herbst 1949 und Berlin konnte 40 Boxvereine melden. 

Die politische Entwicklung in der Ostzone brachte die Gründung eines Deutschen Sport-Ausschusses mit sich, der in Ostberlin einen Unterausschuss einrichtete. Im November kam es zur Trennung. 19 Ostberliner Vereine mussten sich auf Weisung der Ostzone dem Unterausschuss angliedern. Die erzwungene Abtrennung führt dann am Bußtag 1949 zur Auflösungsversammlung des ABV Brandenburg. Die restlichen 22 Westvereine gründeten am gleichen Tag den Berliner Box-Verband wieder neu in alter Tradition und mit allen Mitgliederrechten. In der folgenden Zeit wurden zwar noch zweimal Berliner Meisterschaften gemeinsam mit Ost und Westberlin durchgeführt (1950, 1951 in den Rehbergen). Danach war kein gemeinsamer Sportverkehr mehr möglich. Die Zahl der BBV-Vereine war bis 1953 auf 28 mit über 3000 Einzelmitgliedern angestiegen. Die Mitgliederzahl reduzierte sich jedoch im Laufe der Zeit durch Abwanderungen aus dem eingemauerten West-Berlin, auf 19 Vereine. Dennoch war der BBV eine starke Stütze des Deutschen Amateurboxverbandes (DABV). 

Immer im Vordergrund stehend erwarb sich der BBV großes nationales und internationales Ansehen. Außer Deutsche Meisterschaften wurden renommierte Veranstaltungen und Turniere, wie die Europameisterschaften 1927, 1955, 1965, die Weltmeisterschaften 1995, Challenge-Matches 1990, Länderkämpfe Deutschland-USA, Deutschland-England, nicht zu vergessen die ersten Olympischen Spiele auf deutschem Boden 1936. Ab 1952 hatte der BBV Sportler aus London, Paris, Wien, Stockholm, Tokio, Rom, Budapest, die amerikanischen Golden-Gloves-Champions, Moskau, Ankara, Kopenhagen, Dublin uvm. zu Vergleichskämpfen zu Gast.

Berlin führte 1950, 1963, 1983, 1991 die Deutschen Juniorenmeisterschaften, 3 Deutsche Jugendmeisterschaften von 2000-2004 und 11 Deutsche Meisterschaften der Elite (1920, 1933, 1935, 1954, 1961, 1969, 1975, 1989, 1994, 2009 und 2019 (im legendären Kuppelsaal) durch. In der Westberliner Zeit taten sich 2 Vereine besonders hervor, die die Boxszene beherrschten: Polizei SV mit dem legendären Boxtrainer Herbert Sonnenberg und den Meisterboxern wie Gerd Schubert, Peter Prause, Burkhard Barnowski, Gunnar Münchow, Bernd Jakobitz und später der Vorsitzende der Neuköllner Sportfreunde Günter Meyer, der viele Erfolge mit den Brüdern Peter und Oliver Suckrow, Gerd Manthey und den berühmten Brüdern Graciano und Ralf Rocchigiani organisierte. 


Nach dem Fall der Mauer

Mit dem Fall der Mauer 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands konnten die Ostberliner Vereine in den BBV zurückkehren und traten offiziell am 15.11.1990 dem Berliner Box-Verband bei. Damit vergrößerte sich die Mitgliederzahl von 19 auf 30 Gesamtberliner Vereine. 

In der Folgezeit konnten gemeinsam große Erfolge gefeiert werden.

1992/1993 und 1995/1996 wurde die Berliner Verbandsstaffel Boxring Berlin mit den Erfolgstrainern Bubi Dieter und Ulli Wegner Deutscher Mannschaftsmeister, 1994/95 Vizemeister in der 1. Bundesliga Mit den Superstars Sven Ottke, Oktay Urkal, Bert Schenk, René Ryl, Thomas Ulrich, Markus Beyer, Rene Monse, Rene Schulz, Dirk Krüger, Mathias und Andreas Kempe, Oliver Gabrisch, Julian Dragendorf, Ilja Sperling, Vitali Kiselev, Konstantin Buga und Marcus Abramowski erreichten die Berliner Jungs große Erfolge. Besonders hervorzuheben ist die Silbermedaille von Oktay Urkal (NSF) bei den Olympischen Spielen 1996 und Gold bei der Europameisterschaft im gleichen Jahr, 2 Europameisterschaft Goldmedaillen (1991, 1996) für Sven Ottke (SBC /Karlsruhe), Olympiabronze 1996 für Thomas Ullrich (SBC 26).

Immer wieder brachten Berliner Trainer wie z.B. Ralf Dickert mit Enrico Kölling und Stefan Härtel Olympiateilnehmer und EM-Starter hervor. Der letzte Olympiastarter war 2021 in Tokio Hamzat Shadalov. Ebenso machte der Deutsche Halbschwergewichtsmeister Abdulrahman Abu-Lubdeh Furore und sorgte mit seinem World-Cup Sieg von Köln 2019 für großes Aufsehen, als er neben dem Turniersieg als bester Boxer ausgezeichnet wurde. In den Nachwuchsbereichen war Berlin dank hervorragender Trainerarbeit von Manne Gehrke, Ale Angrick, Egon Omsen und Thomas Löschner immer vorn dabei im Wettbewerb mit den Landesverbänden im DBV.

Ab 2021 sind Landestrainer Mike Hanke und Lehrertrainer Stefan Härtel mit der Nachwuchsarbeit im BBV betraut und werden ähnlich erfolgreich sein, wie ihre Vorgänger. Im Frauensport wurden vom LV Berlin die Weltmeisterin Ornella Wahner, Nina Meinke, und Zeina Nassar in die Nationalstaffel berufen. Das größte Ziel für die Berliner Athletinnen und Athleten ist Olympiade in Paris 2024. Im nächsten Jahr finden 2 weltweite Qualifikationsturnier statt, bei den unser derzeit bester Boxer Murat Yildirim um das Olympiatickert boxen wird. 


Präsidenten

Die Geschichte des Berliner Box-Verbandes wurde stets von engagierten Präsidenten geprägt. Die Präsidenten Leonard Mandlar (Gründer des BBV 1919 und Wiederbegründer in der Nachkriegszeit), Paul Idziok (Gründer der Bundesliga und Präsident des DABV), Joachim Emmerich (Vater vieler Länderkämpfe in Berlin) und Hans-Peter Miesner, der von 1986 bis 2023 in Folge amtierte. Hans-Peter Miesner richtete mit dem Landesverband Berlin unter anderen während seiner Amtszeit die Weltmeisterschaft 1995 in der Deutschlandhalle und sowie mehrere Deutsche Meisterschaften in Berlin aus. Präsident Miesner wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Alle Präsidenten gehen als Vorbilder für den Erhalt des Amateurboxsportes und das Engagement im Sport in die Verbandsgeschichte ein.

Im Mai 2023 wurde der frühere Politiker Frank Henkel ins Amt gewählt. 


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